Darmwellness -was bringt mir das? / Ein bisschen Werbung für den Darm

Dieses Wort kommt auf meiner Homepage öfters vor – warum sollen wir unserem Darm eine Wellnesspackung zukommen lassen, das ist doch nur unser Verdauungsrohr! Irrtum. Überall im Darm, aber vor allem im Dickdarm, leben Bakterien, mehr als wir uns vorstellen können (allein ein Gramm unseres Stuhlgangs enthält mehr Bakterien als wir Menschen auf der Erde sind). Eine eigene Mikro-Welt ist das. Und die leben quasi mit uns großem Mensch zusammen und wir beeinflussen uns gegenseitig. Die meisten sind gut für uns und wollen verhätschelt werden, damit sie bleiben: Das Sofa muss bequem sein, die Nachbarn nett, und das Essen muss stimmen.

Warum sollen wir uns da Mühe geben? Statt alle Gründe aufzuzählen, will ich drei ein bisschen erklären:

Weil die Bakterien im Dickdarm Stoffe, die wir nicht im Dünndarm nicht aufnehmen konnten, verarbeiten und dabei kommt Zeugs heraus, das unser großer Körper sehr gut brauchen kann: zum Beispiel liefern sie Energiefutter für die Darmzellen, damit diese schützenden Schleim und wichtige Botenstoffen produzieren können. Es gibt auch Gärtner: Eine ganz wichtige Sorte (faecalium prausnitzii) raspelt zum Beispiel alten Darmschleim ab und dann bilden die Darmzellen neuen Schleim, der dann für eine dichte Darmwand sorgt, damit keine unerwünschten Stoffe in den Körper eindringen können. Das ist ein bisschen wie Rasen mähen und der neue dichte Schleim“Rasen“ bietet Schutz vor Allergien, Infekten, aber auch Darmentzündungen. Und wir wissen ja, wie der Garten aussieht, wenn er nicht gepflegt wird.

80 % unseres Immunsystems sitzen im Darm und das wird von den Bakterienprodukten befeuert. Sie produzieren Stoffen, die unsere Immunzellen fördern. Und noch besser: der Bakterien-Bus: wenn ein Bus schon mit lauter guten Bakterien besetzt ist, ist einfach kein Platz mehr, wo sich Krankheitserreger hinsetzen können – die müssen dann draußen bleiben.

Wichtig ist auch das sogenannte Darmhirn, das über das Rückenmark viel Kommunikation mit dem Gehirn (Kopfhirn) betreibt. Das sind über 100 Millionen Nervenzellen, die im Darm sitzen. Es ist nicht nur so, dass im Kopf empfundene Angst im Darm zu Krämpfen oder Durchfall führen kann, sondern auch andersherum: wenn im Darm die Produktion z. B. von Tryptophan, das man für das Zufriedenheitshormon Serotonin braucht, steigt, kann auch mehr davon im Gehirn gebildet werden und wir fühlen uns wohler. Wenn die Bakterien noch mit dem Vernaschen unserer Ballaststoffe beschäftigt sind, produzieren sie Signalstoffe, die dem Gehirn melden: „Wir haben noch zu tun, unser Mensch braucht noch keinen Hunger!“ und wir fühlen uns länger satt.

Viele Gründe, warum es sich lohnt, den Darmbakterien ein schönes Zuhause, nette Nachbarn und gutes Essen zu bereiten. Was sie besonders lecker finden, schreibe ich beim nächsten Mal.